Tristan und Isolde
Dritter Aufzug
Am Meer vor der Burg Kareol Kurwenal hat den schwerverletzten Tristan in dessen Stammburg in der Bretagne gebracht. Dort liegt er nun, von Kurwenal behütet, in tiefer Ohnmacht. Ein Hirt bläst eine schwermütige Melodie auf der Schalmei. Leise fragt er Kurwenal, was es denn mit den Leiden seines Herrn auf sich habe. Aber der weicht aus und befiehlt ihm, eifrig nach einem Schiff Ausschau zu halten. Als sich der Hirt traurig entfernt hat, erwacht Tristan. Dem Tod schon nahe, hat ihn der Gedanke an Isolde ins Leben zurückgerufen. Kurwenal berichtet ihm, dass er nach Isolde ausgesandt habe und dass ihr Schiff schon unterwegs sein müsse. Diese Nachricht versetzt Tristan in maßlose Aufregung. Er vermeint, das erlösende Schiff schon auf dem Meer zu sehen. Da ertönt erneut die Hirtenweise, und Kurwenal schüttelt traurig den Kopf: »Noch ist kein Schiff zu sehn!« In tiefer Schwermut grübelt Tristan nun über sein Leben nach. Die Hirtenmelodie wird ihm zum Sinnbild seines Schicksals, in dem sich Todessehnsucht und Lebensgier unentwirrbar durchdringen (»Im Sterben mich zu sehnen, vor Sehnsucht nicht zu sterben!«). Er gedenkt seiner einstigen Fahrt nach Irland, als er todwund im Kahn lag. Isolde hat ihn damals geheilt. Aber die Blickbegegnung mit ihr riss eine neue Wunde in ihm auf. Und sie hat ihm später die Schale mit dem Liebestrank überreicht, den »Gifttrank«, der ihn vollends der Sehnsuchtsqual überantwortet hat und den er nun in wilder Verzweiflung verflucht. Bewusstlos stürzt er zu Boden. Als er wieder aus der Ohnmacht erwacht, glaubt er abermals das ersehnte Schiff zu sehen und auf ihm Isolde in verklärter Schönheit, die jetzt zu ihm kommt, um ihn zu erlösen. Und diesmal verwandelt sich sein Fieberwahn in Wirklichkeit. Eine freudige Hirtenweise verkündet die Ankunft des Schiffs.

Während Kurwenal zum Hafen stürmt, reißt sich Tristan wie rasend den Verband von der Wunde, um Isolde nur noch sterbend zu begegnen. Mit einem letzten Aufblick zu ihr verblutet er in ihren Armen. Nach einer verzweifelten Klage um das verlorene »ewig kurze, letzte Weltenglück«, das ihr Tristan missgönnt hat, sinkt sie bewusstlos neben den Leichnam. Da meldet der Hirt die Ankunft eines zweiten Schiffs. Kurwenal erkennt Marke und Melot inmitten von Bewaffneten. In der Meinung, sie kämen als Verfolger Isoldes, rennt er ihnen mit dem Schwert entgegen, ersticht Melot und fällt dann selbst. Aber Marke ist Isolde nicht in kriegerischer Absicht gefolgt. Brangäne hat ihm das Geheimnis der vertauschten Tränke gebeichtet, und er ist in der Absicht gekommen, das Paar zu vereinen. Jetzt, da der Freund tot ist, da er das Unfassbare begriffen zu haben vermeint, sinkt alles für ihn in schwarze Trauer. Isolde vernimmt seine Klage nicht mehr. Verzückt blickt sie auf Tristan, der für sie zu neuem Leben erwacht, und vereinigt sich sterbend mit ihm in der verklärten Gewissheit von der Unsterblichkeit ihrer Liebe.