Mindener Tageblatt | 7. Juli 2005


„Weißer" Einzug auf die Wartburg

Unternehmungslustige und Theaterinteressierte
für Aktion zur Tannhäuser-Inszenierung gesucht

Von Monika Jäger

Minden (mt). Jutta Hering-Winckler erzählt den Tannhäuser, und 18 Schülerinnen hören ihr gebannt zu. Was bei Wagner in gewaltigen Tonkaskaden und großem Pathos abrollt, wird bei ihr eine ganz und gar nicht alltägliche, lebendige und hochaktuelle Geschichte.


Warten auf die Ouvertüre? 520 Menschen in weißer Kleidung sollen am 31. Juli das Mindener Stadttheater füllen - zur Vorbereitung der großen „Tannhäuser"-Produktion im Herbst. Wer Lust hat mitzumachen: Noch sind einige Plätze frei. MT-Foto: Manfred Otto

Kein Wunder - seit Monaten lebt die Vorsitzende des Wagner-Verbandes sozusagen mit Tannhäuser. Immerhin soll sich am 23. Oktober der Vorhang für die Mindener Premiere der gewaltigen Oper heben.

Klar, dass dann die großen Partien von international bekannten Stars gesungen werden. Mindener Knowhow ist an anderer Stelle dabei: Den Hirten zum Beispiel singt die Mindener Sopranistin Susanne Eisch, die Sirenen und Tänzerinnen im Venusberg werden junge Frauen aus der Tanz-AG des Ratsgymnasiums sein. Die Lehrerinnen Cordula Küppers und Anne Buchalle üben schon. Jetzt hatten die Darstellerinnen die erste nähere Begegnung mit der Oper.

Am Stadttheater trafen sie Dr. Jutta Hering-Winckler. Sie zeigte ihnen die ersten Entwürfe für die Kostüme, welche einige der Mädchen tragen werden. Und sie schilderte, welche Bedeutung der Auftritt der Tänzerinnen zu Beginn hat.

Tannhäuser nämlich hat sich zwar seinerzeit von der engen Welt der mittelalterlichen Gesellschaft abgekehrt und ist zur Liebesgöttin in den Venusberg gestiegen. Jetzt wird ihm aber das müßige Leben dort auch öde - und will fort von Venus. Der passt das überhaupt nicht, und so lässt sie all ihre jungen Tänzerinnen auftreten, die dem Mann zeigen sollen, was er vermissen wird.

Unter einem riesigen Rock werden die Mädchen tanzen -fasziniert sahen sie jetzt die ersten Zeichnungen zur Konstruktion des großen Unterbaus.

Viele von ihnen werden auch an weiterer Stelle im Stück auftauchen. Denn sie haben - wie 520 Mindener - die Chance, der Produktion besonders nahe zu kommen.

„Kamera läuft" fürs Bühnenbild

„Für das Bühnenbild des zweiten Aktes, den berühmten Einzug der Gäste auf der Wartburg, brauchen wir rund 520 Personen jeden Alters", sagt Hering-Winckler. Ideale Chance für alle, die immer schon mal etwas andere Theaterluft schnuppern wollten. Vollständig weiß gekleidet sein sollen die Leute, die sich am 31. Juli gegen 13 Uhr zur Aufnahme dieser Sequenz im Theater einfinden sollen.

Das mit der vollständig weißen Kleidung allerdings kann in Zeiten bunter Sommermode ein Problem sein. „Wenn jemand keine weißen Sachen hat, ist das überhaupt kein Problem", beruhigt Cordula Küppers. „Stephan Richtzenhain von den SI-Betrieben hat zugesagt, einen Container mit Kleidung zur Verfügung zu stellen: Polohemden, Hosen, Hemden, Jacken in verschiedenen Größen."

Klar, dass die Statisten auch standesgemäß geschminkt werden - zehn Maskenbildnerinnen werden dafür zur Verfügung stehen. In dieser Aktion mischen sich zudem Theater und Film - denn der „Einzug der Gäste auf die Wartburg / Einzug der Mindener ins Stadttheater" wird fachgerecht von einer Londoner Regisseurin gefilmt.

Langsam sollen dann die „Weißen Leute" ins Theater einziehen, den Zuschauerraum betreten und sich hinsetzen. Besondere Vorkenntnisse sind nicht nötig. „Es kann sich jeder melden, der Lust und Laune hat", sagt Hering-Winckler. Zum Spaß am Mitmachen gesellt sich noch ein Bonus: Jeder Interessierte bekommt eine Karte für die Generalprobe. www.tannhaeuser-minden.de

Verbindliche Anmeldungen für die auch schon mal scherzhaft als „Weißer Sonntag" bezeichnete Aktion ab sofort unter Telefon (05 71) 20577.

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