Aktuelle Pressemitteilungen | Pressearchiv | Pressefotos          Kontakt | Impressum
Lohengrin Minden
Lohengrin Minden


Pressestimmen / Aktuelle Presseartikel

Neue Westfälische vom 21.09.2009

Lohengrin in Minden:
Der Schwan bleibt vor der Tür


John Dew bringt Wagners Oper auf die Bühne


Lohengrin (John Charles Pierce) mit Elsa (Anna Gabler).
Rettung | FOTO: JOACHIM GROTHUS

VON ANKE GROENEWOLD

Minden. Der Name John Dew weckt Erwartungen. Der Regisseur wirkte mit am "Bielefelder Opernwunder" und inszenierte 1991 dort schon einmal aufsehenerregend Richard Wagners "Lohengrin". Jetzt hat er diese Oper in Minden auf die Bühne gebracht, und das Ergebnis wirkt uninspiriert, bieder.

Den stärksten Eindruck hinterlässt die Musik. Die tönt in dem kleinen Haus erstklassig und betörend. Was der dortige Richard-Wagner-Verband, die Nordwestdeutsche Philharmonie und das Mindener Theater gestemmt haben, ist beachtlich.

Dieser "Lohengrin" zeigt, dass große Oper in kleinem Haus nicht nur möglich ist, sondern ein berauschendes Hörerlebnis sein kann. Das Premierenpublikum ist aus dem Häuschen und jubelt minutenlang.

Szenische Möglichkeiten eingeschränkt

Die Nordwestdeutsche Philharmonie und Chor der Nationaloper Sofia sitzen auf der Bühne. Ein je nach Beleuchtung mehr oder weniger transparenter Vorhang mit einem Tapetenmotiv aus Neuschwanstein (Bühne: Heinz Balthes) trennt sie von den Sängern, die sich mit der Vorbühne begnügen müssen. Was ihnen einen kleinen Aktionsradius gibt und die szenischen Möglichkeiten einschränkt.

Ein Kammerspiel-Ansatz ist also naheliegend. Dews Inszenierung wirkt freilich wie eine plakative Versuchsanordnung, stilisiertes, statisches Theater auf dem Theater à la "So, und jetzt erzählen wir euch mal ein Märchen". Erhellend ist das nicht. Der Vorhang ist das ganze Bühnenbild. Requisiten wie Schwerter werden den Akteuren von schwarz verhüllten "Szenedienern", gespielt von Mindener Schülerinnen, gereicht. Die Fantasy-Kostüme schuf José-Manuel Vazquez.

Betulich und konventionell entfaltet sich die Mär vom blonden Gralsritter in Rüstung, der eine verstörte Jungfrau aus der Not rettet. Die zwei Lichtgestalten haben in Ortrud und Telramund ihre erdigen Gegenspieler. Der Schwan bleibt draußen vor der nebelumwallten Tür.

Wenig zu spüren

Wie fiebrig intensiv das ist, wenn Ruth-Maria Nicolay (Ortrud) Heiko Trinsinger (Telramund) erneut zur Rache aufstachelt. Aber diese Szene gehört auch zu den spannendesten. Im "Brautgemach" zum Beispiel ist wenig von entbrannten Herzen zu spüren, zumal Lohengrin und Elsa ihr inniges Zwiegespräch zum Teil auf Höckerchen sitzend halten. Wie niedlich. Den stoischen Lohengrin bringt eh nichts ernsthaft aus der Ruhe.

Tenor John Charles Pierce singt die Partie mit viel Druck und Kraft, Zartes und Geschmeidiges liegen ihm weniger. Anna Gabler ist mit ihrem strahlenden Sopran eine rundum überzeugende Elsa. Heiko Trinsinger gibt mit schauspielerischem Elan und überragender stimmlicher Ausdruckskraft einen zerrissenen, gehetzten Telramund. Ruth-Maria Nicolay, ein metallisch scharfer, schlanker Mezzo mit Mut zu expressiven Schattierungen, brilliert als Ortrud.

Den kultiviertesten und nobelsten Wagner-Gesang bietet Bassist Andreas Hörl als Heinrich der Vogler. Den Heerrufer gibt solide Christoph Burdack.

Tiefenscharfe Darbietung der NWD

Die Positionierung der Solisten, des forsch singenden Chors Sofia und des Orchesters führen zu einem wunderbar ausgewogenen Klangbild: Die Stimmen der Solisten sind stets im Vordergrund. Die Sänger könnten bisweilen sogar die Lautstärke herunterfahren.

Aber auch die Nordwestdeutsche Philharmonie unter Leitung von Frank Beermann kann sich voll entfalten und entwickelt aus der Tiefe des Raums heraus eine tiefenscharfe Darbietung auf höchstem Niveau. Es ist ein farbenreich schimmernder, dynamisch reich aufgefächerter, klangsubtiler und sinnlicher Wagner, den man hier genießen darf. Liebevoll und filigran im Detail, in großen Bögen "atmend", und, wenn es die Partitur verlangt, hemmungslos pompös. Ganz groß.

Lohengrin Minden

Texte und Fotos aus der Neuen Westfälischen/ NW-News sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne Einwilligung der Chefredaktion weiterverwandt werden.

Lohengrin Minden
Lohengrin Minden
Copyright Richrd Wagner Verband Minden 2009